Miriam Feuersinger

Miriam Feuersinger wartet erneut mit Ersteinspielungen von geistlichen Konzerten des 17. Jahrhunderts auf

Wenn die österreichische Sopranistin Miriam Feuersinger eine neue CD veröffentlicht, darf man davon ausgehen, dass es etwas Neues zu hören gibt. So hat sie in den vergangenen Jahren für Ersteinspielungen von fantastischen Kompositionen von Christoph Graupner, Heinrich Erlebach und Johann Kuhnau gesorgt. Auch auf ihrer neuesten CD bleibt sie diesem Prinzip treu und präsentiert bislang völlig unbekannte geistliche Konzerte aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von mittel- und norddeutschen Komponisten. Johann Rosenmüller ist darunter noch der Bekannteste, kaum dagegen im Bewusstsein sind heute der Lüneburger Organist Christian Flor oder der Danziger Kapellmeister Johann Balthasar Erben.

Die auf der CD eingespielten Kompositionen entstanden in einer Zeit, als der moderne italienische Stil im protestantischen Deutschland flächendeckend Einzug hielt. Dem Vorbild von Heinrich Schütz folgend, schufen zahlreiche Kantoren und Kapellmeister geistliche Werke, in denen die musikalische Ausdeutung des gesungenen Wortes im Mittelpunkt steht. Die Sopranstimme von Miriam Feuersinger ist geradezu ideal geeignet für diese ausdrucksstarken Vokalwerke. An Klarheit, Reinheit und Textverständlichkeit ist sie kaum zu übertreffen. Hinzu kommt ihr großes Einfühlungsvermögen auf den vertonten Text: Wie sie Phrasen gestaltet, wie sie dynamische Effekte einsetzt, wie sie aber auch zart verziert und die kontrastreichen Gefühle – von überschäumender Freude bis zu abgrundtiefem Schmerz – transportieren kann, all das ist ein großes Hörerlebnis.

Als Begleitensemble steht Miriam Feuersinger – wie schon auf einer Advents-CD aus dem Jahre 2015 – das Gambenquartett Les Escapades, verstärkt durch zwei Violinen, Theorbe und Orgel, zur Verfügung. Dieses Ensemble besitzt einen sehr homogenen und warmen Klangcharakter und ist damit ein adäquater musikalischer Partner, der der Vokalstimme zu keinem Zeitpunkt die Führungsrolle abspenstig macht. Angesichts der vielen unbekannten Namen kommt man beim Hören der CD aus dem Staunen kaum mehr heraus.