Huldigungskantaten von Bach

Neue Bach-Kantaten mit der Deutschen Hofmusik unter Alexander Grychtolik

Neue Bach-Kantaten? Sind nicht längst alle überlieferten Kantaten x-mal eingespielt? Nein, sind sie nicht. Für die Hudigungsmusik, die Bach 1734 dem neuen polnischen König (und sächsischen Kurfürsten) August III. gewidmet hat, hat sich bislang noch niemand interessiert. Alexander Grychtolik hat dieses Stück und Bachs ebenfalls kaum bekannte „Schäferkantate“ rekonstruiert und mit seinem Ensemble Deutsche Hofmusik eingespielt.

Beide neu eingespielten Kantaten sind nur textlich und nicht musikalisch überliefert, lassen sich jedoch rekonstruieren, da Bach das Parodieverfahren anwendete. Im Falle der Huldigungsmusik für August III. griff er auf das neun Jahre vorher komponierte Dramma per musica „Zerreißet, zersprenget, zertrümmert die Gruft“ (BWV 205) zurück und ließ lediglich den Text vermutlich von seinem Librettisten Picander auf den neuen Anlass anpassen. In der „Schäferkantate“ ist es umgekehrt; hierbei handelt es sich um das „Original“, das Bach dann einige Wochen später zum „Osteroratorium“ umgearbeitet hat. Dabei schuf er allerdings neue Rezitative, die in der Erstfassung rekonstruiert werden müssen. In der vorliegenden Aufnahme hat das Alexander Grychtolik durch Neukompositionen in Bachscher Stilistik sehr elegant gelöst.

Die Einspielung der beiden rekonstruierten Bach-Kantaten unter Leitung von Alexander Grychtolik ist rundum gelungen. In erster Linie soll dabei das überragende Solistenquartett hervorgehoben werden: Miriam Feuersingers warmer und klarer Sopran, Elvira Bills konturierter Alt, Daniel Johannsens wunderbar leuchtender Tenor und Stephen McLeods kraftvoller Bass überzeugen in den vielen Arien mit Präzision und bester Textverständlichkeit. Aber noch mehr: Die vier Sänger vereinen sich in den festlichen Ensembleszenen zu einem schlagkräftigen, homogenen Chor auf Augenhöhe mit Pauken, Hörnern und Trompeten. Großes Kompliment! Aber auch das Ensemble Deutsche Hofmusik spielt mit großer Transparenz und Leichtigkeit, so dass sich diese beiden „neuen“ Bach-Kantaten als musikalische Volltreffer erweisen.