Brandenburgische Konzerte

Drei Jahrzehnte nach seiner Einspielung mit Musica Antiqua Köln hat Reinhard Goebel Bachs Brandenburgischen Konzerte erneut aufgenommen, diesmal aber als Dirigent mit den Berliner Barock Solisten.

Die Aufnahme der Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach durch Musica Antiqua Köln aus den Jahren 1986/87 gilt mit Recht als ein Meilenstein der Interpretation von Barockmusik in Deutschland. Mit Reinhard Goebel an der ersten Violine und vielen weiteren exzellenten, jungen Musikern (darunter Manfred Krämer, Werner Ehrhardt, Petra Müllejans, Florian Deuter, Friedemann Immer und Andreas Staier) klangen die so vertrauten Werke völlig neu: Musica Antiqua sorgte mit historischem Instrumentarium für maximale Transparenz, für ungewohnt gepfefferte Tempi und räumte mit jeglichen Romantizismen auf. 30 Jahre danach hat Reinhard Goebel die Brandenburgischen Konzerte nun nochmals eingespielt, diesmal aber als Dirigent an der Spitze der Berliner Barock Solisten.

 

Keine Frage – die Berliner Barock Solisten mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker und Gästen sind ein außergewöhnliches Ensemble. Ob die Sologeiger Roberto González Monjas und Daniel Gaede, der Bratscher Nils Mönkemeyer, der Trompeter Reinhard Friedrich oder der Cembalist Raphael Alpermann – alle spielen auf höchstem Niveau und bieten ihre oftmals höchst anspruchsvollen Soli in Bestqualität. Freilich nutzen sie dazu (bis auf Cembalo und Blockflöten) ein modernes Instrumentarium und den heute für Sinfonieorchester üblichen Stimmton. Ein Vergleich zur Aufnahme von 1987 drängt sich dadurch geradezu auf.

 

Die Tempi hat Reinhard Goebel in der Neuaufnahme überwiegend nochmals verschärft. Das Orchester vermag ihm mit virtuosen Fähigkeiten problemlos zu folgen, doch ergibt sich daraus kein Mehrwert. In den schnellen Rahmensätzen gehen Details verloren, zuweilen klingt es regelrecht gehetzt. Und auch in den Mittelsätzen treibt Goebel seine Musiker zu großer Geschwindigkeit an (besonders Konzerte Nr. 1, 2 und 4), wodurch die Ruhepunkte verloren gehen. So ergibt sich der Eindruck einer perfekten, aber durchweg geglätteten Darbietung. Die große Transparenz und Farbigkeit, aber auch die Ecken und Kanten, die die alte Aufnahme gekennzeichnet haben (und natürlich auch viele folgende Aufnahmen der Konzerte durch andere Ensembles), sind nicht mehr vorhanden. Es scheint so, als hätte man eine bunt schillernde Plastik glattgeschliffen und einheitlich versilbert.