Alte Musik – Die Top Ten des Jahres 2020

Zehn besonders originelle und berührende Alben aus dem Bereich der Alten Musik

Keine Frage, für viele freie Ensembles war das Jahr 2020 ein einziger Kampf ums Überleben. Kaum Konzerte, kaum Festivals, Absagen über Absagen. Und dennoch ist das CD-Jahr 2020 im Bereich der Alten Musik wieder höchst beeindruckend. Viele fantastische Einspielungen sind entstanden, aus denen ich meine Top Ten hier ausgewählt habe.

Am 28. Dezember 2020 ab 14:05 Uhr stelle ich in der Sendung „Meine Musik“ auf rbbKultur diese zehn CD-Produktionen des Jahres noch einmal vor. Die gewählte Reihenfolge stellt dabei keine Gewichtung da. Und natürlich könnten hier auch zehn Mal so viele Aufnahmen stehen…

 

Earth Music – Werke von Praetorius, Gabrieli, Schütz, Franck u.a.

Capella de la Torre, deutsche harmonia mundi, 19439779232

Furioses Finale des Vier-Elemente-Zyklus der Capella de la Torre, mit dabei auch Mitglieder des RIAS Kammerchores. Musik rund um die Erde vom Lobpsalm bis zum Trinklied. Besonderes Highlight: „Domini est terra“ von Heinrich Schütz.

 

London Calling – Werke von Matteis, Purcell, Händel u.a.

Austrian Baroque Company, fra bernardo FB 2001111

Absolut mitreißendes Porträt von Nicola Matteis und einigen Zeitgenossen, gespielt von der kleinen, aber feinen Austrian Baroque Company. Beste Musik gegen den Brexit.

 

Melchior Franck – „Geistliche Gesäng und Melodeyen“

Cantus Thuringia, Capella Thuringia, Lachrimae Consort Weimar, deutsche harmonia mundi, 19439706492

Cantus und Capella Thuringia haben eine Neuaufnahme von Francks Sammlung „Geistliche Gesäng und Melodeyen“ von 1608 vorgelegt und dabei mit vokaler und instrumentaler Pracht nicht gespart. – Eine hinreißende Einspielung dieser Hohelied-Vertonungen.

 

Ludwig van Beethoven, „Pastorale“, Justin Heinrich Knecht, „Le portrait musical de la nature ou Grande Simphonie“

Akademie für Alte Musik Berlin, Harmonia Mundi France, HMM 902425

Akamus mit einem frischen Blick von vorn auf die Beethoven-Sinfonien. Die Pastorale gepaart mit der Pastorale von Justin Heinrich Knecht ergibt nicht nur einen interessanten Gewitter-Vergleich.

 

Johann Sebastian Bach – Motetten

Pygmalion, Harmonia mundi France, HMM 902657

Unter der Leitung von Raphaël Pichon gelingt dem Ensemble Pygmalion eine außergewöhnlich emotionale Aufnahme der Bach-Motetten. In französischer Tradition setzt er stark auf die rhythmische Komponente und lässt seinen Chor mit extremen Tempi (sowohl schnell als auch langsam) und Betonungen singen.

 

Johann Sebastian Bach – „New Concertos“ – Bearbeitungen von Orgelwerken für Streichorchester

Capricornus Consort Basel, Christophorus, CHR 77447

Das Capricornus Consort Basel hat Orgelwerke von Bach für Streichorchester bearbeitet. Kein Ton wurde dabei entfernt, keiner hinzugefügt, und doch entwickelt sich ein ganz neuartiges Klangbild. Mit den Mitteln der Phrasierung und Dynamik, die Streichinstrumenten zur Verfügung stehen, gelingt ein hochtransparenter Einblick in die komplexen Orgelstücke als gleichwertige Alternative zum Original.

 

Giuseppe Tartini – Violinkonzerte

Chouchane Siranossian, Venice Baroque Orchestra, Alpha 596

Tartini verlangt höchste Perfektion, die Chouchane Siranossian anscheinend spielend bietet. Bestechend ist ihre Intonation, perfekt gelingen waghalsige Läufe und berauschend ist das Ausdrucksspektrum.

 

Bach Redemption – Arien aus Bach-Kantaten

Lautten Compagney, Anna Prohaska, Alpha 658

Ein echtes Corona-Projekt. Während des ersten Lockdowns ist diese berührende Produktion von Bach-Arien mit der Sopranistin Anna Prohaska und der Lautten Compagney entstanden.

 

Jan Dismas Zelenka – „Missa 1724“

Collegium 1704, ACCENT, ACC 24363

Wieder mal eine makellose Zelenka-Produktion aus Prag – diesmal mit einer fiktiven Missa, die Václav Luks aus verschiedenen Einzelsätzen zusammengestellt hat.

 

 

Heinrich Ignaz Franz Biber, Requiem f-Moll, František Ignác Antonín Tůma, Stabat Mater g-Moll

Pluto-Ensemble, Hathor Consort, Ramée, RAM 1914

Das Pluto-Ensemble und das Hathor Consort haben das Requiem von Heinrich Ignaz Franz Biber und ein Stabat Mater von František Tůma eingespielt, beides sehr intime und eindringliche Werke für Vokalstimmen und kleine Instrumentalbesetzung. Die konzentrierte Ernsthaftigkeit, der intensive Ton und der warme Gesamtklang sind zutiefst beeindruckend.